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dimanche 24 novembre 2013

Walter Frosch – ein Vorbild, das soff und rauchte

Einst kassierte Walter Frosch 19 Gelbe Karten in einer Saison. Sein schwerster Gegner, sagte er, war die Kneipe. Nun ist der Mann gestorben, von dem die junge Spielergeneration einiges lernen kann.Von Lars Wallrod


Ob Tolgay Arslan vom HSV oder Santiago Garcia von Werder Bremen wissen, wem sie ihr freies Wochenende zu verdanken hatten? Beide Spieler mussten am Sonntag gelbgesperrt pausieren. Vielleicht haben die beiden ja mitbekommen, dass die älteren Fußballfans um eine Ligalegende trauerte. Am Samstag starb Walter Frosch, der sich in 170 Spielen für den FC St. Pauli Kultstatus erarbeitete. Ebenjener Mann sorgte einst dafür, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Sperre nach fünf Gelben Karten einführte. Die 19 Verwarnungen, die Frosch in der Saison 1976/77 sah, waren den Oberen des DFB dann doch zu viel.
Ja, Walter Frosch war ein harter Hund. Und taugte nicht wirklich als Vorbild. Im Gegenteil: Ein Typ wie er ist heute im Profibusiness nicht mehr denkbar. Einer, der nach eigener Aussage drei Schachteln Zigaretten am Tag rauchte. Einer, der sagte: "Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe." Einer, der der Legende nach am Abend vor einem Spiel gegen Schalke 04 mal eben "ein paar Ouzo" trank und dann mit einem Zechkumpanen um die Wette lief. Einsatz: Zehn Liter Freibier. Frosch gewann. Tags darauf schaltete er arg verkatert Nationalstürmer Erwin Kremers aus.
In einer Zeit, in der Profis nur von Spiel zu Spiel denken und der Trainer immer Recht hat, hätte Frosch es schwer gehabt. Als Jupp Derwall ihn einmal zur B-Nationalmannschaft (so etwas gab es damals noch) einladen wollte, tippt er sich an die Stirn: "Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Mannschaft oder in der Weltauswahl", sagte er. Dieser Spruch wird noch heute auf T-Shirts gedruckt.

"Ich würde lieber eine rauchen als vögeln"

Bei Freundschaftsspielen lief er schon mal mit einer Schachtel Kippen im Stutzen auf (siehe Video). Und selbst, nachdem der Krebs ihm den Kehlkopf zerfressen hatte und er nur noch krächzen konnte, sagte er: "Ich würde lieber eine rauchen als vögeln."
Nein, zum Vorbild taugt Walter Frosch wohl nicht. Oder vielleicht doch? Wer lernen möchte, wie man im durchgestylten Fußballgeschäft authentisch bleibt, sollte sich einiges abgucken von dem Mann mit dem Walrossschnauzer. Am Samstag erlag der 62-Jährige seinem Krebsleiden, gegen das er so lang gekämpft hat. Wetten, dass er im Himmel endlich in der Weltauswahl spielt?

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