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jeudi 17 octobre 2013

Unholy Ground" Zwischen Schulfeten-Aula und Samstagabend-TV.


Sunrise Avenue

laut.de-KritikReview von

"Angefangen bei Pop, über Rock bis hin zu Country oder Southern Rock reicht die Palette, die Sunrise Avenue in gewohnter Alleskönner-Perfektion abdecken", heißt es im Pressetext zum neuen Album der Finnen um Sänger Samu Haber. Und weiter: "Unholy Ground" strotze nur so vor Facettenreichtum, überraschenden Stilelementen und mitreißenden Refrains. Das klingt spannend und weckt die Neugierde. Und so begibt man sich auf die Suche. Nach 40 Minuten kratzt man sich allerdings fragend am Kopf.

Also noch mal von vorn. Zweiter Durchgang. Doch die Fragezeichen wollen einfach nicht verschwinden. Definiert sich Country in Finnland durch den bloßen Kurzzeit-Einschub dreier Banjo-Pickings aus der Retorte ("I Can Break Your Heart")? Soll das im selben Song geparkte Powerchords-Riff etwa der Wink mit dem Southern Rock-Pfahl sein? Und verdient man sich den Facettenreichtum-Banner, nur weil man in einem einzigen Song auf die ansonsten flächendeckend eingesetzten Kleinstadtarena-Drums verzichtet ("Girl Like You")?
Wer auch immer das eingangs Zitierte verfasst hat, leidet unter grundsätzlichen Wahrnehmungsstörungen; denn von "überraschenden Stilelementen" kann auf dem sechsten Studioalbum der Nordlichter nun wirklich nicht die Rede sein. Stattdessen pumpt das Band-Herz erneut im Harmonietakt zwischen Schulfeten-Aula und Samstagabend-TV-Showbühne.
Mit angezerrten Hart-aber-zart-Nummern wie "Unholy Ground", "Lifesaver" oder "Letters In The Sand" stützt die Band die schweren Schultern unentschlossener Heranwachsender, die sich noch nicht so recht zwischen Rock und Pop entscheiden können. Dabei erweisen sich pompös arrangierte Synthie- und Stringflächen ebenso als hilfreich wie die stets zuckersüß vorgetragenen Gesangseinlagen von Näsel-Barde Samu Haber.
Auf dessen linkem Arm prangen seit einigen Jahren die Lebensphilosophien "Dream like a child", "Follow your heart", "Be honest" und "Work hard". Und das auch nicht umsonst, denn auch anno 2013 wird geträumt, dem Herzen gefolgt und "authentische" Arbeit abgeliefert. Markante Tattoo-Wegweiser wie "Be experimental" oder "Life means Change" sucht man auf des Sängers Gliedmaßen hingegen vergeblich, Herr Pressetextschreiber.

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